Wo liegen die Unterschiede zwischen den Zulassungen ECE R44, ECE R129 und i-Size?
Eltern, die zum ersten Mal einen Autokindersitz für ihren Nachwuchs kaufen möchten, werden schnell feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, ein passendes Modell zu finden – zu verwirrend sind die unterschiedlichen Kindersitz-Gruppen. Viele sprechen sogar von einem wahren Kindersitz-Dschungel. Denn es gibt zum einen die
ECE R44-Norm mit Gewichtseinteilung und zum anderen die ECE R129-Zulassung oder
i-Size Norm, die nach Körpergröße gegliedert ist. Doch was ist nun besser fürs Kind? Welcher Kindersitz ist für welches Alter geeignet? Und wann wird ein größerer Autositz benötigt? Unser Ratgeberbeitrag hilft Familien dabei, den Überblick zu behalten und den richtigen Kindersitz zu finden.
Die fünf Kindersitzgruppen der Norm ECE R44.
In Deutschland und der gesamten Europäischen Union (EU) besteht die Verpflichtung, dass Kinder unter zwölf Jahren oder 150 Zentimetern in einer geeigneten Rückhaltevorrichtung im Auto transportiert werden müssen. Damit die Sprösslinge sicher mitfahren können, gibt es die Kindersitznormen mit ihren unterschiedlichen Gewichtsklassen, die seit 1995 gelten. Derzeit gültig sind die Zulassungen ECE R44/03 sowie die aktuellere Klasse ECE R44/04, die 2005 eingeführt wurde, gefolgt von der Norm ECE R129 – besser bekannt als i-Size – auf die wir weiter unten eingehen.
Alle Kindersitze, die hierzulande verkauft und eingesetzt werden dürfen, müssen die Bestimmungen der gesetzlichen Prüfnormen erfüllen, die in der Straßenverkehrsordnung (StVO) eingetragen sind. Neben Sicherheitsaspekten beschreibt die Regelung ECE R44 hauptsächlich, bis zu welchem Gewicht eine der fünf Kindersitzgruppen 0, 0+, 1, 2 oder 3 vorgeschrieben ist. Sie sind von Geburt bis 36 Kilogramm Körpergewicht eingeteilt. Seit 2013 ist zudem das
reboard- oder rückwärtsgerichtete Fahren für Kinder bis neun Kilogramm verpflichtend. Bei sogenannten mitwachsenden Kindersitzen überschneiden sich die oben aufgeführten Klassen, zum Beispiel Kindersitz-Gruppe 2 bis 3 oder Kindersitz 9 bis 36 kg. Diese Sitze „wachsen“ also mit den Minis mit und entsprechen so mehreren Gruppen.
Kindersitz-Gruppen 0 und 0+ für Babys ab der Geburt.
Zwar reisen Neugeborene im Auto häufig noch in der Babyschale mit, jedoch sind auf dem Markt ebenfalls Kinderautositze der Norm ECE R44 mit Schlafpositionen für die Allerkleinsten zugelassen. Die Gewichtsklasse 0 teilt Kinder ab der Geburt bis zehn Kilogramm Körpergewicht ein. Die Knirpse sind dann etwa ein Jahr alt. Ebenfalls gebräuchlich ist die Gruppe 0+. Dabei handelt es sich um eine Kindersitz-Größe für Babys und Kleinkinder bis 13 Kilogramm oder etwa 18 Monate.
Je nach Hersteller sind diese beiden Kindersitz-Gruppen auch unter der Kurzbezeichnung »0/0+« zusammengefasst. Beide Normen schreiben rückwärtsgerichtetes Fahren bis mindestens neun Kilogramm Gewicht mit entsprechender Befestigung im Auto vor. Und das hat einen guten Grund, denn die Nackenmuskulatur der Minis ist in diesem Alter noch sehr weich und empfindlich. Anders als im vorwärtsgerichteten Autositz wird der Kopf in einem
Reboarder-Kindersitz beim Bremsmanöver in dessen Kopfstütze gedrückt und dort abgefangen.
Achtung Beifahrersitz: Grundsätzlich ist es besser, den Nachwuchs hinten mitfahren zu lassen. Soll der Kindersitz dennoch auf der Beifahrerseite montiert werden, muss der Airbag für diesen Bereich abgeschaltet werden. Das ist jedoch nicht bei allen Fahrzeug-Typen möglich. Ein Blick ins Handbuch hilft.
Kindersitz-Gruppe 1 für Kleinkinder bis 18 kg oder 4 Jahre.
Die nächste Normeinteilung bei Kindersitzen ist die Gruppe 1. Sie ist für alle Kleinkinder mit einem Körpergewicht von 9 bis 18 Kilogramm ausgerichtet. Das entspricht etwa einer Altersgruppe vom ersten Geburtstag bis zu vier Jahren. Zwar sind Reboarder offiziell nur bis neun Kilogramm Körpergewicht vorgeschrieben, Experten empfehlen allerdings, den Nachwuchs bis zum Erreichen des zweiten Lebensjahres ausschließlich rückwärts mitfahren zu lassen.
Die meisten Kindersitze in dieser Gewichtsgruppe lassen sich dennoch in Fahrtrichtung oder rückwärtsgerichtet im Auto montieren. Eine echte Alltagshilfe stellen dabei auch drehbare Kindersitze dar. Je nach Modell verfügen sie über unterschiedliche Befestigungssysteme. Die gängigste Methode ist die Fixierung des Kindersitzes mit dem Drei-Punkt-Gurt des Fahrzeugs. Andere Ausführungen sind mit
Isofix-System ausgestattet, das eine direkte Verbindung über ausfahrbare Rasterarme mit dem Auto herstellt.
Achtung Isofix-System: Diese Befestigungsart benötigt eine weitere Fixierung im Auto. Entweder über einen Standfuß für den Fußraum oder mithilfe eines Zusatzgurtes, auch Top-Tether genannt, zur Verbindung mit dem Fahrzeugsitz.
Kindersitz-Gruppe 2 für Mädels und Jungs von 15 bis 25 kg.
Ab einem Alter von etwa dreieinhalb Jahren ist Kindersitz-Gruppe 2 zulässig. Sie umfasst ein Körpergewicht von 15 bis 25 Kilogramm und begleitet die Krümel auf Reisen bis zum siebten Lebensjahr. Da Kinder in dieser Altersgruppe besonders schnell wachsen, ist es wichtig, dass sich der Kindersitz gut anpassen lässt. Eine höhenverstellbare Kopfstütze und herausnehmbare Polster sind dabei unverzichtbar.
Wichtig ist zudem, dass sich der Fünf-Punkt-Gurt, auch Hosenträgergurt genannt, optimal einstellen lässt. Dabei sollten die Schultergurte nicht am Hals einschneiden und der Beckengurt darf nicht über dem Bauch verlaufen, sondern muss den Beckenbereich fixieren. Zusätzlich zu beachten ist die korrekte Gurtstraffung, welche den optimalen Sitz unterstützt. Alle aufgezählten Punkte erhöhen dabei Minis Sicherheit und Komfort.
Wann muss ein neuer Sitz angeschafft werden? Antwort: Spätestens, wenn der Kopf des Kindes über die Kopfstütze hinausragt oder der Sitz trotz entnommener Zusatzpolster zu eng geworden ist.
Kindersitz-Gruppe 3 ist passend von 22 bis 36 kg.
Für ältere Kinder zwischen 22 und 36 Kilogramm empfiehlt sich die Klasse 3. Dann ist Emma oder Ben zwischen sieben und zwölf Jahre alt. Folgesitze dieser Gewichtsklasse sind optimal auf die Bedürfnisse von Schulkindern ausgerichtet. Meist verfügen sie über integrierte Armstützen, die für zusätzliche Bequemlichkeit sorgen.
Das Anschnallen erfolgt nicht mehr über ein eigenes Gurtsystem, sondern über den Drei-Punkt-Gurt der Rücksitzbank. Dieser fixiert in vielen Fällen gleichzeitig Kind und Sitz. Damit der Gurt größenmäßig passt, ist die erhöhte Sitzposition des Kindes im Auto besonders wichtig. In den letzten Pflichtjahren kann diese auch über eine Sitzerhöhung realisiert werden.